Tempo, Tempo! Raik ist unsere Rettung und seine Putzmaschine bringt Schwung in die Bude! Die Sache läuft…
Wir hatten es bereits erwähnt, dass unser Vorhaben, unsere Innenräume in ein Lehmgewand zu kleiden, uns beinahe an den Rand der Verzweiflung gedrängt hätte! Deswegen haben wir den klugen Rat angenommen, uns professionelle Hilfe zu suchen! Das ausschlaggebendste Argument war wie immer die Kostenreduktion. Und das hat diesmal wirklich wunderbar funktioniert!
Milchmädchenrechnung*
Mache ich alles selber, brauche ich Zeit. Da ich kein Profi bin, brauche ich gut das dreifache an Zeit. Zeit die ich mit Arbeiten und Geldverdienen verbringen könnte. Daher hole ich mir jemanden, der was von seinem Fach versteht und die Arbeit in einem Bruchteil der Zeit verrichten kann! Dieser jemand kostet mich Geld. Geld, das ich in der Zeit, in der ich die Arbeit nicht verrichten muss, erwirtschaften konnte. Die Bilanz stimmt und alle haben was gewonnen! Coole Nummer! Und das was wir an Blut, Schweiß und Tränen eingespart haben, ist mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen!
Erstkontakt
Bereits am Telefon hatte unser Lehmputzer eine beruhigende Wirkung auf uns. Vermutlich hat er die Verzweiflung am anderen Ende der Leitung gespürt und ganz souverän deeskaliert. Der Kontakt ist durch unseren Lehm-Lieferanten, dem Lehmdiscount in Berlin zu Stande gekommen. Hier wurden wir im Vorfeld wirklich sehr ausführlich beraten und haben einige Proben mitgenommen. Es folgte die erste Ortsbesichtigung. Das er mich als Bauherren titulierte, schmeichelte mir. Aber am meisten war ich entzückt von der Idee, das Raik eine eigene Putzmaschine sein eigen nennen konnte! Schließlich hat uns in unserem Vorhaben am meisten die Menge des Lehms abgeschreckt, die planmäßig über unsere Hände/ die Kelle an die Wand geworfen worden wäre: satte acht Tonnen!
Theorie
Lehm ist ein Naturbaustoff und vollkommen pflegeleicht! Alles was an Ausschuss anfällt, kann wiederverwertet werden. Lehm ist unbegrenzt haltbar, absorbiert Schadstoffe und reguliert das Raumklima auf eine besonders angenehme Art und Weise: Im Sommer ist es kühl, im Winter warm. Nach dem Duschen wird Feuchtigkeit „geschluckt“, danach in trockenen Perioden wieder abgegeben. Soweit die Theorie. Was mich aber am meisten überzeugte, war die Verarbeitung! Abgesehen von der anfänglichen Verzweiflung, lässt sich Lehm ganz entspannt an die Wände bringen! Staubige, entputzte Wände werden kurz vorgenässt, Dellen oder Bohrlöcher, sogar Stromleitungen und Kabelführungen, lassen sich einfach hinter der Armierung verstecken. Was an Überschuss von der Wand fällt, wird wiederum in andere Löcher gestopft oder neu angemischt. Das Zeug wird nicht schlecht und dient zur Not sogar als Rosen-Dünger :-). Es kann also „dreckig“ und „schnell“ nach dem „Quick&Dirty“ Prinzip gearbeitet werden…
Praxis
Meine Knochen tun weh! Nach zwei Tagen Abrissarbeiten, um den Rest des Raumes von angeschimmelten Überputz zu befreien, spüre ich das Gewicht des Vorschlaghammers! Aber es muss weiter gehen. Nachdem wir den Heizkörper demontiert haben und die Putzmaschine anläuft, zeigt Raik mir wie es geht. Dann muss ich die Maschine befüllen. In zwei Stunden habe ich locker 600 Kg Lehm von der Palette in die Putzmaschine geschaufelt. 17 Meter gespart, 3 auf den Knochen. Die Muskeln, zur Strapazierung freigegeben, sind die gleichen, die bereits zwei Tage zuvor den Vorschlaghammer schwingen durften. Sehnenscheidentzündungsmässigüberstrapaziert. Aber als ich sehe, wie der Raum sich verwandelt, bin ich zu Tränen gerührt! Wirklich. Es durchfährt mich ein Schauer. Seit Tagen – gefühlten Jahren – das erste Mal ein wirklicher Fortschritt! Kein Abbruch, nein, Aufbau! Ein Zimmer wird fertig! Wie geil ist das denn!? Und es sieht klasse aus!
Jetzt gilt es nur noch ein paar Tage zu warten, bis der naturweisse Edelputz als „Finish“ aufgetragen werden kann. Dies erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag…
*Achtung – Sexistischer Begriff!