Wer ein Haus kaufen möchte, muss erst eines finden! Und das ist eine sowas von komplizierte Angelegenheit…
Wir haben uns entschlossen der Großstadt den Rücken zu kehren und uns ein Haus mit großem Gartengrundstück zu suchen! Relativ unerfahren fingen wir erstmal an zu träumen und haben eine Mindmap gemalt, mit allen Dingen die wir uns für unser zukünftiges Zuhause wünschen und mit allen tollen Dingen, die wir dort gerne in die Tat umsetzen würden. Je konkreter unser Wunsch und unserer Suche wurden, desto mehr musste wir uns mit bestimmten Kriterien und Möglichkeiten auseinandersetzen.
Der Standort
Der Standort ist und war mit Sicherheit von Anfang an der wichtigste Faktor! Da wir partiell auf einen Bankkredit angewiesen sein würden, brauchten wir natürlich auch die Sicherheit unserer Jobs um einen solchen Kredit überhaupt zu bekommen. Also fingen wir an um Berlin herum nach Objekten Ausschau zu halten. Dazu nutzten wir die Kleinanzeigen und alle einschlägig bekannten Internetportale. Anfangs war unsere Suche allerdings sehr ernüchternd: Alles erreichbare und im so genannten „Speckgürtel“ gelegene war schlichtweg zu teuer und außerhalb unseres Maximalbudgets von 100.000€. Je weiter wir von Berlin weggingen, desto günstiger wurde es auch, allerdings waren hier dann die Möglichkeiten des Pendelns nicht mehr wirklich gegeben. Dann entdeckten wir ein wirklich günstiges Haus in der Nähe von Cottbus und haben uns sofort verliebt. Nach einigen Recherchen fanden wir allerdings heraus, das dort in den nächsten 10 Jahren das größte und modernste Kohlekraftwerk Europas gebaut werden und dazu die umliegenden Dörfer umgesiedelt und die Gegend geflutet werden sollte. Das nennt man einen Haken! Ein weiteres günstiges Objekt war ebenfalls zu einem Spottpreis zu haben, hätte aber nach Besichtigung mit einem Bausachverständigen locker 200.000-300.000€ an Sanierungskosten gefressen. Weiter schreckten uns viele Objekte die ungefähr eine Autostunde von der Stadt entfernt waren schlichtweg deshalb ab, weil die Dörfer in denen sie lagen am aussterben waren. Es gab keine Infrastruktur mehr, keine Supermärkte, keine Kitas, keine Schulen und keine Ärzte. Alles Dinge die auf Dauer wirklich wichtig werden würden. An diesem Punkt waren wir kurz davor uns von Brandenburg zu verabschieden und in Hessen nähe der Eltern nach einem Hof Ausschau zu halten und weiter zu sparen, um eventuell auch ohne Kredit an ein solches Objekt zu kommen. Selbst die Option des Pendelns wenn einer in Berlin weiterarbeitet und der Partner erstmal dort den Hof alleine saniert kam plötzlich in Betracht. Hier stagnierte die Suche kurz, bis sie kurze Zeit später sich wieder intensivierte.
Die Kriterien
Wir setzen uns wieder zum Brainstormen hin und überlegten, was wir alles mit unserem Hof machen wollen würden und welche der Punkte uns von allem am realistischsten, lukrativsten und wichtigsten erschienen. Schnell kristallisierte sich heraus, dass wir gerne eine Radpension aufmachen möchten um so regelmäßig Besuch und Gäste zu haben und uns mit den Reisenden austauschen können würden. Also kauften wir uns diverse Radkarten und recherchierten die Routen der populärsten Radwege in Brandenburg. Dabei stießen wir auf den Europaradweg R1, luden den GPX-Track in Google Earth und schrieben uns alle Dörfer raus, durch die der Radweg führte. Außerdem recherchierten wir die Makler in diesen Regionen und abonnierten deren Newsletter, während wir gleichzeitig diverse Benachrichtigungsfunktionen einiger Internetportale nutzten. Und siehe da nach drei Monaten bekamen wir die ersten Inserate geschickt. Als wir dann am ersten Tag zur Besichtigung die B1 rausfuhren und uns das erste Objekt anschauten, waren wir enttäuscht und begeistert zugleich! Die Gegend um die B1 Richtung Polen war wunderschön und ganz anders als man sie von Brandenburg kannte. Saftige grüne Wiesen, Bachläufe, Wälder und Hügel! Das erste Objekt war jedoch sowas von abgeschieden und lag in einem klassischen Straßendorf ohne gewachsenen Ortskern und Infrastruktur. Hier lebten nicht mehr als 50 Parteien und man fühlte sich schon beim Aussteigen aus dem Auto ziemlich beklemmt. Das zweite Objekt an diesem Tag hat uns allerdings sofort umgehauen! Wir hatten noch etwas Zeit für die Besichtigung und so sind wir einfach etwas um die Gegend gefahren, haben einen Baggersee mit Freibad entdeckt, die nächste Kleinstadt besucht und uns einen Überblick der Region verschafft. Hier gab es wirklich alles was wir brauchten! In Seelow, sechs Kilometer vom eigentlichen Dorf entfernt gab es mehrere Kitas, Schulen, Ärzte, Apotheken, Tankstellen, Restaurants, Baumärkte und Veranstaltungsorte. Außerdem diverse Soziale Träger wie die Diakonie und die AWO, wo für David vielleicht auf kurz oder lang ein Job abfallen würde. Und für Susan gab es zwei Kilometer entfernt einen Bahnhof mit stündlichem Zug nach Lichtenberg. Auch das Objekt selbst hat uns überzeugt! Es befand sich in einem Zustand, dass man sofort einziehen könnte, hatte eine moderne Heizung, war gut isoliert und hatte keine größeren Bauschäden. In den vielen Nebengebäuden und Ställen ließen sich diverse Dinge unterbringen und das 3500 Quadratmeter große Grundstück bot genug Fläche für Gartenbau und Kleintierhaltung! Uns war sofort klar: Das wollen wir haben! Und jetzt ging es erst richtig los!
Die Besichtigung
Wir sind vollkommen unvorbereitet an die ersten Besichtigung herangegangen. Irgendwie möchte man ja auch das Gefühl genießen sich nach einem Haus umzugucken, durch die Gegend zu fahren, das alles auf sich wirken lassen, und dann aus dem Auto steigen und vor dem Objekt stehen. So fanden wir am Anfang auch alles einfach nur geil! Plötzlich hatte die Suche etwas konkretes und man saß nicht mehr nur vor dem Rechner, sondern schlenderte durch fremde Räume und fühlt sich dabei wie beim Besuch eines Schlosses, dass bald das eigene sein könnte. So sind wir vollkommen blauäugig an die Sache herangegangen und wollten eigentlich bereits das erste Objekt kaufen. Als wir dann aber einen Freund hinzuholten der sich mit Haus- und Hofsanierungen auskannte und der uns dann die Ohren gehörig gewaschen hat, haben wir beschlossen uns ein wenig weiter zu informieren. Dazu kauften wir uns ein Buch der Verbraucherzentrale mit dem Titel „Kauf eines gebrauchten Hauses„, dass wir nur wärmstens empfehlen können! Darin steht wirklich alles was es zu beachten gilt, einfach erklärt und super strukturiert! Auf jeden Fall eine sehr lohnenswerte Investition!
Nun wussten wir also erstmal worauf man wirklich achten sollte! Wir entschieden uns also die Objekte erstmal unvoreingenommen zu besichtigen und das Haus zu „fühlen“ und dann, im Falle des positiven Gefühls, einen weiteren Termin zu machen um das Haus auf Herz und Nieren abzuklopfen! Ist der Keller trocken, gibt es irgendwo Nässe oder Schimmel, ist das Dach dicht, gibt es eine moderne Heizung, die die BImSchV und EnEV-Vorgaben erfüllt, erfüllt die Kläranlage die europäische Wasserrahmenrichtlinie von 2015, gibt es Risse, Dämmungen, Brandschäden, etc. Tja eigentlich ist man dann nur noch am Schreiben und die Checklisten am abhaken. Und es bleibt natürlich die Angst und Unsicherheit etwas Wesentliches übersehen zu haben. Aber irgendwann muss man sich dann auch einfach sagen: Böse Überraschungen wird es sicherlich geben. Augen zu und durch 🙂