Mein Papa war eine Woche da und wir haben die Küche durchgerockt während sich meine bessere Hälfte in Italien gebräunt hat! Vater-Sohn-Quality-Time und ein tolles Ergebnis! Wir können endlich wieder Kochen, Backen, Abwaschen und eine Küchenparty schmeißen – und alles parallel und gleichzeitig!
Die Planung der Küche war digital im Sketch-Programm schon lange abgeschlossen und auch der Einkauf der Küchenelemente und Elektrogeräten war bereits letzten Herbst getätigt. Doch die Küche sollte noch eine Weile in den Kartons in der Garage schlummern müssen, bevor sie endlich verbaut werden sollte. Dazu nutzten wir eine Woche der Osterferien um mit vereinten Kräften gemeinsam in einer Hauruck-Aktion unser Provisorium in eine Traumküche zu verwandeln! Hier kommt die Evolution…
Rumpelkammer Partykeller Rumpelkammer
Eine unfertige Küche kann vielerlei Gesichter haben! Unsere hat sich regelmäßig metamorphisiert oder wie man das nennt: Vom Schmetterling für den Gastempfang zur Rumpelkammer und zurück. Provisorien halten ewig, bis sie plötzlich brechen. Wer schonmal beim Zahnarzt war, weiß wovon wir reden…
Vorbereitung und Entkernung
Alle vorbereitenden Maßnahmen in der Küche erwiesen sich als relativ unkompliziert. Die Tapete ließ sich von Hand abziehen, die alte Vertäfelung war ruckzuck abgeschraubt und auch die alten Steckdosen und Stromleitungen waren schnell demontiert und verspachtelt. Beim Aufbrechen der Fliesen um neue Kabelschächte zu ziehen stellten wir jedoch fest, dass diese ins Dickbett gelegt wurden und mit einer 6cm dicken Betonschicht an der Wand fixiert wurden. Daher entschlossen wir die alten Fliesen zu belassen, stellenweise mit Fliesenlack zu Weißen und den Rest zu erhalten. Der Zugang zur Esse vom alten Kochofen wurde zugemauert und ein zweiter Zugang für die Abluftrohre der Dunstabzugshaube eröffnet. Kunststoffrohre wurden mit Hammerschlag lackiert und zugeschnitten.
Im Gegensatz zum Rest der Wohnung haben wir uns gegen Lehmputz entschieden und wollten die Küche traditionell mit Kalk in fresco streichen. Nachdem also alles beräumt und die Wände gesäubert waren, folgten die nächsten Schritte und mein Vater reiste zur Hilfe an.
Kalken hoch drei
Junge, ich hatte extra Sumpfkalk besorgt um eine richtige Karbonisierung der Kalkfarbe zu erreichen und die Küche schimmel-, wasser- und schmutzsicher auszugestalten. Einen wichtigen Aspekt hatte ich allerdings übersehen: Kalkmilch aus Sumpfkalk streicht man in fresco: das bedeutet mindestens drei und bestenfalls sechs Schichten werden an aufeinanderfolgenden Tagen aufgetragen. Dazwischen immer 24h Zeit für die Trocknung und Karbonisierung – wodurch schlussendlich eine Gesteinsschicht entsteht. Nun hatten wir aber bloß sieben Tage Zeit um die gesamte Küche fertigzustellen. Daher improvisierten wir, nässten die Wände mit Kohlensäurewasser vor, versprüten außerdem nach dem Strich CO² und erhöhten die Temperatur in den Räumen um die chemischen Prozesse zu beschleunigen. So schafften wir es in drei Tagen vier Schichten aufzubringen. Mit gutem Ergebnis. Das gemeine an der Kalkmilch ist allerdings, dass diese einen DryOut-Effekt hat: ist diese noch nass sieht man die Deckung nicht. Erst beim Abtrocknen wird die Wand und leider auch der Boden weiß. Volker hat dann gefühlte tausendmal den Küchenboden gewischt, weil man immer wenn alles getrocknet war noch weiße Schlieren sehen konnte. Erst dann ging es weiter mit der Elektrik und dem Aufbau der Küchenelemente. Details zum Umgang mit dem Sumpfkalk könnt ihr in meinem Podcast nachhören!
Kampf den proprietären Systemen
Wir haben uns für eine Küche eines renomierten schwedischen Einrichtungshauses entschieden. Gründe waren das Preis-Leistungsverhältnis, die schlichte Optik und die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten. Beim Aufbau traten allerdings einige Probleme auf: Während standardisierte Küchen eine Einbautiefe und Aufbauhöhe von 60x80cm aufweisen, kommen die Schweden mit eigenen Maßen daher. 63,5cm braucht die Arbeitsplatte um die Elemtene zu umschließen und der Höhenaufbau wird mit 8cm verlängert. Gar nicht mal so unkompliziert wenn es darum geht Einbauelemente anderer Hersteller zu verwenden oder im Baumarkt nach einer Arbeitsplatte zu suchen! Dadurch wird man regelrecht gezwungen alle Küchenteile beim Schweden zu besorgen. Nunja, wir haben in den sauren Apfel gebissen und hier und da improvisiert. Geil finde ich sowas nicht. Da bin ich eher OpenSource und Compatible oder so.
Finaly. Vorher/Nachher und so!
Es folgt bald noch eine Videodokumentation dieses Projektes. Sofern ich zwischen Arbeit, Baustelle, Garten und Leben die Zeit finde, 15Gb an Videomaterial aufzubereiten 😉