1/3 Lebenszeit verbringt man im Bett! Grund genug, der Schlafraum-Gestaltung etwas mehr Zeit zu widmen…
DAS BETT sollte der gemütlichste Ort im ganzen Haus sein und geruhsamen Schlaf garantieren. Denn das ist neben ein paar anderen Tätigkeiten der Hauptzeitvertreib in jenem. Die Wahl der richtigen Matratze, eine gute Belüftung und letztlich ein stabiles Bettgestell mit Stauraum und leichten Reinigungsmöglichkeiten waren der Fokus bei der Planung unseres neuen Bettes! Eins von der Stange kam für uns auf Grund der aktuellen Preise nicht in Frage! Denn unsere Vorlieben erwiesen sich leider auch als sehr kostenintensiv. Aber da wir ordentlich Holz vor der Hütte haben, beschlossen wir, unser eigenes Bett zu entwerfen und zu planen!
Die Wahl der Matratze
Wir sind in jüngster Zeit von Matratzenwerbung nur so bombardiert worden! Casper, Emma, Bett1, etc. und dann noch die Angebote der Marktmonopolisten wie Dänisches Bettenlager und Matratzen-Concord. Üerall gab es ständig Angebote und 100-tägige Testphasen – da fiel die Wahl am Anfang gar nicht leicht. Denn alle versprachen das beste Preis-Leistungsverhältnis, größten Liegekomfort, Memory-Schaum, Milbenschutz, usw. Und die Komplexität nahm zu, als es dann noch um die passende Matratzenunterlage ging: Festes Lattenrost vs. Federgestell vs. Boxerspringbett! Dabei sind wir auf einen spannenden Dokumentationsfilm von ZDF Wiso gestoßen: Das Matratzenkartell. In der Doku wurde auf den Hersteller bett1 verwiesen, der sich mit diesem „Kartell“ angelegt und eine viel günstigere Matratze gefertigt hat. Der Hersteller selbst verweist auf die Stiftung Warentest und gibt an, die beste jemals getestete Matratze hergestellt zu haben. Die Stiftung Warentest hat außerdem erstmals verschiedene Lattenroste und Matratzenunterlagen getestet und festgestellt, dass alle die Liege-Eigenschaften verschlechtern und daher eine eigene Anleitung zum Selbstbau veröffentlicht. Als wir uns dann für den Kauf einer Matratze von bett1 entschieden hatten, kam der BASF Skandal dazwischen und es galt erstmal abzuklären, ob bett1 auch den von krebserregenden Substanzen belasteten Kaltschaum für die Herstellung verwendete. Glücklicherweise war dem nicht so und sieben Tage später war unsere neue Matratze da! Ergänzt wurde diese von uns dann noch mit einem Milben-Encasing, da David eine Hausstaub-Allergie hat…
Das Bettgestell
Der Bau des Lattenrosts war auf Grund der Ergebnisse von Stiftung Warentest sofort klar: Diese Konstruktion gewährt eine ausreichende Belüftung und Stabilität. Wer mit seiner Matratze schon mal einige Zeit auf dem blanken Boden genächtigt hat, der weiß, wie schnell sich auf Grund von Feuchtigkeitsstau Schimmel oder Stocken bilden können. Da wir ein rustikales Bett haben wollten, haben wir zuerst über die Fertigung eines Bettgestells mithilfe von Europaletten (EPAL) nachgedacht. Hierbei stellten sich allerdings einige Probleme ein: Paletten bieten keine ausreichende Belüftung, da die relativ breiten Bretter der Paletten-Oberseite zu wenig Zirkulation gewähren. Zudem geht der gesamte Stauraum unter dem Bett verloren und dieser versperrte Raum lässt sich außerdem auch nur schwer reinigen und saugen. Also haben wir nach diversen Bettgestellen gegoogelt und uns sofort in ein Bettgestell namens „Sam“ verliebt. Das Problem bei diesem rustikalen Eichenbett war allerdings der Preis von satten 1600€! Absolut keine Option! Daher haben wir Google Sketchup bemüht und uns selbst ein eigenes Bettgestell entworfen! Für sage und schreibe einem Zehntel des Preises! Nun kam die Frage nach den passenden Hölzern auf…
Die Wahl des Materials
Eine antike und rustikale Optik hat in der Regel ihren Preis! Alles, was erstmal edel und antik anmutet, kostet übertrieben viel! Das haben wir schnell bei unserer Recherche nach entsprechenden Hölzern gemerkt! Altholz schied also erstens auf Grund des Preises aus, zudem aber auch wegen der variablen und sehr lapidaren Maßangaben: Ein gelagerter und verwitterter Eichenstamm kann keine exakten Maße haben und so schwanken die entsprechenden Maßangaben zwischen mehreren Zentimetern. Für ein stabiles Bettgestell also ungeeignet, denn wer will schon ein knarrendes oder kippelndes Bett!? Es ging also darum, die Vorteile von zwei Welten zu vereinen: antike und rustikale Optik gepaart mit kalkulierbarem Aufwand und Stabilität! Die Konsequenz: Konstruktionvollholz von der Stange, das auf alt gemacht wird!
Holzbearbeitung – aus Neu mach Alt
Unser Zimmermann gab uns einige hilfreiche Ratschläge, wie wir unser KVH bearbeiten sollen, um eine rustikale und antike Optik zu erreichen! Im ersten Arbeitsschritt haben wir mit einem Drahtbürsten-Aufsatz für den Winkelschleifer die Maserungen aus dem Holz herausgearbeitet und die etwas „weicheren“ Zwischenräume „weggeputzt“, während die härteren Jahresringe stehen blieben. Im zweiten Schritt wurde das Holz mit einem Abflammgerät „behandelt“ und geröstet, was zusätzlich die Maserungen des Holzes unterstrich. Eine anschließende Behandlung mit Polierstahl und Bürste löste grobe Schleif- und Flammreste und unser ökologisches Hartwachsöl veredelte die Oberfläche. Das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Benötigtes Werkzeug
Stichsäge mit 160mm Sägeblatt (besser Bandkreissäge oder Kreissäge), Akkubohrschrauber, Forstnerbohrstift 2cm, Winkelschleifer mit Stahlbürstenaufsatz, Abflammgerät mit Gasflasche, Polierstahlwolle, Bürste, Schleifblock mit 200er Papier, Baumwolllappen (zum Auftragen des Hartwachsöls), Schraubenzieher (zum Öffnen des Ölgebindes), Winkel, Bleistift, Gehörschutz, Mundschutz, Schutzhandschuhe, Schutzbrille.
Materialbedarf
1x KVH 80x160x5000mm, 1x KVH 80x160x4000mm, 1x KVH 40x160x3000mm, 2x Latten scharfkantig egalisert 28x48x2000mm, 25x Latten scharfkantig egalisiert 18x48x2000mm, 4x Holzbauschrauben Wirox 8,0x260mm, 10x Holzbauschrauben 7,0x60mm, 4x Winkel, 8x Forstnerscheiben 2cm, 2x Polierstahl, 1x 200er Schleifpapier, 10x Holzbauschrauben 6,0x70mm, 50x Holzbauschrauben 4,0x50mm, 10Kg Gas, 250ml Hartwachsöl
Besondere Herausforderungen
Das KVH in den vorliegenden Maßen lässt sich nur schwer mit einer Stichsäge bearbeiten. Es braucht ein besonders langes Sägeblatt und eine Pendelhubfunktion, damit der Schnitt nicht krumm wird. Denn die Aussparungen müssen auf Anschlag und sehr präzise gesägt werden. Nur so kann hinterher alles schlüssig passen und zusammengefügt werden. Weiter sollten die „Beine“ alle gleich hoch und entsprechend „glatt“ gesägt werden, hier musste mit dem Winkelschleifer nachgeschliffen werden! Beim Einsatz des Winkelschleifers mit Bürstenkopf galt mit hohem Tempo und im richtigen Winkel zu arbeiten, trotzdem verschliss der Bürstenaufsatz relativ schnell und war nach den Arbeiten nicht mehr zu gebrauchen. Das Abflammgerät wiederum sollte auf voller Stufe gefahren und entsprechend flüchtig über das Material bewegt werden, da sonst drastische Verbrennungen des Holzes erreicht werden oder der Gasverbrauch zu hoch ist. Das Holz erwärmt sich zudem etwas schwergängig, färbt dann aber sonderlich schnell ein! Hier sind Vorsicht und Feingefühl geboten!
2 Comments
Eine tolle Idee das Bett selbst zu machen, man spart einen Haufen Geld und kann es so gestalten wie man will
Ich hatte mich für ein Himmelbett entschieden und es aus Leimholzplatten und Leisten gebaut
Im Nachhinein muss ich sagen das ich besser Bretter hätte nehmen sollen und sie dann auch auf Antik hätte trimmen sollen man lernt halt nie aus.
Und trotzdem ein selbst gebautes Bett ist schon etwas ganz Besonderes.
Gruß von einem Fan von euch!
Hallo Botti! Schön das wir dich inspirieren konnten und du uns als ‚Fan‘ zugetan bist! Das freut uns sehr! Wir werden uns alle Mühe geben, dich vielleicht auch in anderen Bereichen zu begeistern! Wir freuen uns natürlich sehr über deine regelmäßigen Besuche! Hau in die Tasten! Liebe Grüße, David & Susan