Ein Haus ist gefunden, jetzt geht’s ans kaufen! Eine Beschreibung dieses Nerven aufreibenden Prozesses…
Nach einer fast einjährigen Suche haben wir unser Traumhaus gefunden und wollen es natürlich kaufen! Dazu haben wir bereits nach dem ersten Besichtigungstermin unser Interesse bekundet. Das war relativ ehrlich und euphorisch. Das freut die Vorbesitzer natürlich und sie fühlen sich geschmeichelt. Gleichzeitig schmälert es natürlich die Chancen den Preis zu drücken. Aber das sollte wie sich herausstellen würde unser kleinstes Problem sein!
Das Kaufangebot
Unser Haus wurde von einer Maklerin vertrieben. Damit war sie auch unsere Ansprechpartnerin. Diese war super nett und freundlich. Vermutlich auch weil sie ein Haus verkaufen will. Wir schrieben also eine Mail und sagten, dass wir das Haus unbedingt haben wollen, aber dieses leider etwas über unserem Budget liegt. Wir nannten einen niedrigeren Preis mit dem Hinweis, dass wir aber bei etwaiger Konkurrenz auch den vollen Preis zahlen würden :-). Das war vielleicht nicht so klug, aber wenn man ein Haus unbedingt haben will, ist es schwierig um ein paar tausend Euro zu feilschen. Natürlich gab es dann diese Konkurrenz, die dann auch noch zufällig bei unserer zweiten Besichtigung anwesend war und sich bei den Besitzern einschleimte. Wir sind wirklich keine boshaften Menschen, aber dieses Konkurrenzgefühl was sich dann einstellte, war schon wirklich überraschend! Man wird wirklich ein bisschen hasserfüllt und missgünstig! Man ließ uns dann relativ lange zappeln. Auf jede Mail von uns mussten wir ein paar Tage warten. Dann hieß es irgendwann, die Konkurrenz habe auch die notwendigen Unterlagen angefordert. Dann waren wir kurz davor mit dem Preis wieder hochzugehen. Aber wir hielten die Füße still und warteten ab. Schließlich wurde unser Angebot bestätigt und damit bekamen wir auch die Erlaubnis, das Objekt auf Altlasten hin zu untersuchen!
Kontakt zur Gemeinde
Im Hinblick auf das was wir vor hatten, nahmen wir Kontakt mit der Gemeinde und dem Gewerbeamt auf und stießen auf eine böse Überraschung! Erstmal waren die Leute am Telefon alle super nett und gar nicht so wie man es aus Berlin gewohnt ist. Es war richtig herzlich und man freute sich, dass wir nach Platkow ziehen wollen und so tolle Sachen planen. Man sah uns als Bereicherung und freute sich über uns. Das war ein sehr schönes Gefühl! So plauderten wir mit unterschiedlichen Menschen und bekamen dann irgendwann den Hinweis: „Sie wissen aber schon das die Straße ausgebaut werden würde und es einen Bebauungsvertrag mit dem Landkreis gibt!?“ Nein – wussten wir nicht und die Besitzer scheinbar auch nicht! Dann also nach Straßenbaubeteiligung gegoogelt und auf böse Nachrichten gestoßen! Von Enteignungen und Insolvenzanträgen war die Rede, weil die Beteiligungskosten je nach Grundstücksgröße bis zu 80.000€ betragen könnten. Tief durchatmen und beim Landkreis anrufen! Hier beruhigte man uns wiederum, wollte aber auch keine konkrete Zahl nennen, da es nicht genügend Erfahrungswerte gäbe. Lediglich die Auskunft, dass es nicht fünfstellig werden würde und wir unser Haus nicht wieder verkaufen müssten. Nun gut, jetzt gab es zwei große Baustellen! Erstens der immer noch fehlende Energieausweis und zweitens die Straßenbaubeteiligung. Zwischenzeitlich meldeten sich die Vorbesitzer. Wir waren die letzten Interessenten und könnten das Haus kaufen. Allerdings hätten sie Post bekommen zum Ausbau der Straße mit einer Einladung zu einer Informationsveranstaltung nächste Woche. Wir sollten doch zu diesem Termin kommen und dann auch gleich das weitere Prozedere besprechen. Gesagt getan.
Die Informationsveranstaltung im Gemeindehaus
Wir waren sehr aufgeregt. Hier würden wir also das erste Mal auf unsere zukünftigen Nachbarn treffen. Und bisher würde uns niemand kennen. Unser Plan etwas später zu kommen damit wir uns still in die letzte Reihe setzen könnten schlug fehl. Der Raum war voll, die letzten Reihen auch und so mussten wir ganz vorne sitzen. Anwesend waren eine Dame vom Landkreis, der Bürgermeister, zwei Gemeindevertreter, der Vorsitzende des planenden Ingenieurbüros und zwei Bauherren der Straßenbaufirma. Wir erfuhren das es nicht die erste Veranstaltung war und die letzte in Streit ausgebrochen ist. Diesmal sollte alles besonnener von Statten gehen. Die Pläne lagen bereit und jeder konnte nochmal Einsicht nehmen. Dabei kam es zu mehreren Unstimmigkeiten. Nach einer halben Stunde wurde festgestellt, das niemand Protokoll schrieb. Weiter waren viele Zufahrten zu Grundstücken geplant, die gar nicht nötig waren. Und dann diskutierten Gemeinde und Landkreis auch noch darüber, ob der Zugang zur Kirche nun barrierefrei sein müsste oder nicht. Als wir fragen konnten was bei uns konkret geplant ist und wie hoch die Kosten sein würden hieß es zuerst, das wir außer einem kleinen Beitrag von 60% an Planungs- und Beleuchtungskosten nichts leisten müssten, da es sich ja um eine Kreisstraße handelte. Lediglich die Hecke zur Straße würde entfernt und anschließend neu gesetzt. Das müssen wir aber nicht bezahlen. Dann wiederum äußerte sich ein anderer Gemeindevertreter und sagte, dass die Zufahrten einheitlich sein müssten und wir daher die Pflasterung unserer Zufahrt selbst bezahlen müssten. Auf einen ungefähren Preis wollte man sich wieder nicht festlegen. Ich sagte dann ganz kess, dass ich nicht jetzt für 100.000€ ein Haus und dann in drei Monaten eine Straße für 50.000€ kaufen würde und wir daher eine etwas konkretere Aussage bräuchten. Wir wurden mit den Worten „Es wird höchstwahrscheinlich nicht einmal vierstellig“ entlassen, gepaart mit dem Spruch „Unsere Zielsetzung war eigentlich hier rauszukommen ohne Zahlen zu nennen“. Für uns war das aber die Chance den Kaufpreis des Hauses im Hinblick auf die Folgekosten noch etwas zu schmälern. Wir einigten uns somit und planten den Notartermin. Unsere verbindliche Aufforderung an die Notarin schickten wir noch am gleichen Tag ab. Nun mussten wir auf die Zusendung des Kaufvertragsentwurfs warten…
Der Kaufvertrag
Eine Woche später war der Entwurf des Kaufvertrags bei uns im Briefkasten und wir mobilisierten sofort unseren Juristenfreund Janosch, den wir lecker bekochten und anschließend bei ein paar Flaschen Bier den Vertrag durchgingen. Hier gab es im Wesentlichen keine bösen Überraschungen und es handelte sich weitgehend um einen Standardvertrag. „Gekauft wie gesehen“, „Dienstbarkeiten werden übertragen“, „Altlasten liegen nicht vor“, „verspätete Bescheide trägt der Erwerber“. Hier müssten noch ein paar Dinge ergänzt werden, da wir uns die vollbiologische Kläranlage mit unserem Nachbarn teilen (Dienstbarkeiten) und wir die Klausel „Dem Veräußerer sind derzeit keine Ausstehenden Bescheide bekannt“ aufnehmen wollten um uns selbst vor weiteren Extra-Kosten zu schützen. Denn so wurden beispielsweise vor einigen Jahren das Glasfasernetz ausgebaut. Sollte hier noch ein Kostenbescheid ausstehen, müssten wir ohne diese Klausel diesen Begleichen. Unserer Änderungswünsche haben wir der Notarin dann anschließend per Mail mitgeteilt und warten nun auf den Unterzeichungstermin. Weiter geht es dann im zweiten Teil…