Bauherrende von Welt kennen das Problem: Überall Dreck und Staub und Abrisssplitter! Der Kiesel wird zum Berg und die Haufen häufen sich! Was tun!?
Nicht vor allzulanger Zeit haben wir unser altes Bad fragmentiert und die blaugetünchten Fliesen von der Wand gesprengt. Überwältigt von der Masse an Bauschutt und Abbruch, haben wir den alten Hühnerstall zur temporären Lagerstätte auserkoren. Monate später schien es schon fast so, als ob der Haufen Anstalten machte, für immer dort zu verweilen. Ähnlich verhielt es sich mit den alten Ziegelsteinen des Durchbruchs und der Beetbegrenzung. Sie ruhten gemächlich auf einer alten Palette und drohten Wurzeln zu schlagen! Und während wir mitten in der Badsanierung steckten, brachen wir unser Grundprinzip, parallele Projekte zu vermeiden, und eröffneten eine neue Baustelle! Schließlich braucht der Kalkzementputz im Bad eine gewisse Zeit um abzutrocknen, ähnlich wie damals der Lehm. Diese Zeit will effizient genutzt und nicht vertrödelt sein!
Ein neues Fundament für eine Kräuterspirale
Nach exorbitanter Wankelmütigkeit hatten wir uns endlich und final entschieden, an einem fest bestimmten Ort ein neues Fundament für unsere Kräuterspirale zu erschaffen. Wir folgten der Anleitung von Utopia und nutzten den Steinbedarfsrechner von mein-onlinerechner.com. Letzterer erwies sich als ziemlich überflüssig, weswegen wir den geplanten Bereich für die Kräuterschnecke mit rotem Garn „abstachen“ und größenmässig an unser Steindepot anpassten. Den Rasenboden ließen wir unangetastet und stapelten schlicht die Steine im Versatz auf mehrere Reihen, so dass wir am Ende auf ungefähr 80cm Höhe im Sternum der Schnecke kamen. Ein weiteres und wichtiges Kriterium für die gewählte Dimension war die Erreichbarkeit aller Ebenen: Ein Bandscheibenvorfall für die Hege und Pflege der obersten und innersten Kräuter der mediterranen Ebene wäre eindeutig kontraindiziert! Also widersprachen wir der vorgeschlagenen Mindestbreite von drei ganzen Metern und näherten uns einem Radius von einem Meter. Für den Standort ergaben sich weitere Herausforderungen: Die Kräuterspirale sollte möglichst nah am Haus gelegen sein, damit auch bei Regen die Lust der Ernte nicht verloren ginge Kräuter für die Lasagne zu ernten, gleichzeitig sollte eine gleichmäßige Sonneneinstrahlung von der Südseite ohne Schattenwurf des Hauses gewährleistet sein!
Erst die Mühe – dann der Lohn
Die Mauern der Kräuterspirale schufen unheimlich viel Platz. Eine sehr verstörende Vorstellung, dass etwas so Begrenzendes versteckte Horizonte eröffnen vermöge! Derweil fanden sechzehn Schubkarren Bauschutt eine neue Ruhestätte. Die Reste der Fliesen von Sauna und Bad wurden zerbrochen und in der letzten Ebene aufgetürmt, so dass zu allen Seiten drei einheitliche Steinreihen für den Erdaufwurf verbleiben sollten…
Das Gebrochene – dass von A nach B gebracht wurde – nun von C zu D zu transferieren, hinterließ in einem kurzen Augenaufschlag einen schalen Beigeschmack der Übersättigung. Aber so ist es halt. Shit Consists und manchmal müssen sich Wege wiederholen und wir in unsere eigenen Fußstapfen treten, um zu lernen!
Die fünf Ebenen der dreifachen Mannigfaltigkeit
Einer Kräuterspirale wird gemein gesagt eine gewisse Allkönnerschaft zugeschrieben: Oben ruht der sandige Boden für mediterrane Kräuter wie Thymian, Rosmarin und Oregano; danach folgen wasserhungrigere Gewüchse wie Basilikum, Minzen und Ampfer, abgelöst von den versoffenen Grünblättrigen wie Koriander, Petersilie und Lauch. Nun ist die These, dass diese Kräuterspirale in der Lage sei, diverse Klima- und Feuchtigkeitszonen zu immitieren, erstmal eine These. Meiner Auffassung nach würde ich eher davon ausgehen, dass Wasser ähnlich wie Elektrizität und Mensch dazu verleitet sind, den kürzesten Weg zu nehmen und nicht erst im Kreis zu laufen (Mensch schon, Wasser vielleicht eher nicht). Deswegen blieben wir nicht beim Ursprungsgedanken des Spiralenkonzeptes, sondern wagten dies einen Schritt weiter zu denken: Im unteren Sumpfbereich fanden wasserspeichernde Leichtbetonsteine ihren Platz, während oben nah der Sonne gebrannte Tonkeramik aufgebäumt wurde. Um dem Kreislauf der Zeit ( und des Wassers ) zu folgen, wurden keramisch-versiegelte Bauschütttrümmer schindelgleich angeordnet, um einen klaren linksdrall der betrunkenen Wassermassen zu erzeugen. Die letzen 15cm brachten wir unseren hauseigenen Humus aus, der viel fermentierten Hühnermist und verbrauchten Kaffeesatz enthält.
Nach wenigen Tagen kamen Zweifel auf, denn die frisch migrierten Pflanzen strauchelten. Doch wenige Tage später explodierte unsere kleine Oase und alle – wirklich alle Kräuter – scheinen überallemaßen zu florieren und sich zu entfalten! Wir kommen gar nicht mehr hinterher mit der Ernte, was ein wirkliches Novum ist! Früher tat mir jedes entnommene Blatt des Basilikums, jeder zierliche Zweig des Thymians um die Ernte leid. Heute esse ich Kräuter wieder täglich und mit gutem Gewissen. Ich wünschte ich hätte dieses Produkt früher entdeckt! Es hat mein Leben verändert (#Werbung 🙂 ). Dass Prinzip der Kräuterschnecke scheint tatsächlich zu funktionieren! Heute sehen wir die Kräuterspirale vor lauter Kräutern fast nicht mehr!
Viel Spaß beim Nachbauen!
# Achso und übrigends: Bei dieser Angstrengung hat uns erneut meine (immernoch) kleine Schwester geholfen! Diesmal sollten ihre Mühen keine Makulatur sein!
# Wichtige Ergänzung: Wir müssen bei diesen Bedingungen noch immer mindestens alle drei Tage gießen, obwohl wir nachträglich mit Stroh gemulcht haben, was übrigens dringend empfohlen wird! Es senkt den Beikräuterdruck, speichert Feuchtigkeit und bietet wichtigen Organismen Unterschlupf! Denn Licht ist nicht alles: vielmehr geht es darum, dass sich im Boden möglichst schnell Lebewesen und Mikroorganismen ansiedeln, um Nährstoffe für die Kräuter bereitzustellen! Im Großen oder im Kleinen leben Kreisläufe vom Abfall und den Ausscheidungen anderer um neue Fundamente zu bauen!