Wir haben uns eine bequeme Sitzbank rund um unsere Linde gebaut. Nun können wir im Sommer unter den schattigen Zweigen sitzen und das Summen der Bienen und Zwitschern der Vögel genießen…
Keep it simple
Ich wollte mit wenig Aufwand eine robuste und bequeme Bank um unsere Linde bauen die einen schönen Ruhepol in unserem Garten bietet und gleichzeitig ein echter Hingucker ist. Den Aufwand und die Kosten wollte ich bei den aktuellen Holzpreisen außerdem recht übersichtlich gestalten. Am meisten verunsichert hat mich dabei die Wahl meiner Holzversiegelung zum Wetterschutz und Witterungsschutz, nämlich keine! Stattdessen habe ich auf konstruktiven Holzschutz und die natürliche Vergrauung des eingesetzten Holzes gesetzt. Ein Grund dafür war, dass ich mit natürlichem Leinöl im freien keine guten Erfahrungen gemacht habe. Es hat sich fast überall wo ich es eingesetzt habe Schimmel auf Öl und Holz gebildet. Für den Innenbereich bleibt es mein Favorit, Außen hat es mich stark enttäuscht. Einen chemischen Holzschutz mit pilztötenden Mitteln oder die komplette Versiegelung des Holzes durch Hartwachs oder Lack kam für mich ebenfalls nicht in Frage. Also habe ich ein Experiment gestartet…
Natürlicher Holzschutz
Es gibt Holzbauten die mehrere tausend Jahre alt sind und viele Jahreszeiten schadlos überstanden haben. Das Prinzip die Lebenszeit von Holz durch das Verlangsamen der natürlichen Zersetzung zu verlängern sind dabei immer ähnlich: Durch konstruktiven Holzschutz wird eine rasche Trocknung des Holzes erreicht und durch natürliche Prozesse wird der Nährboden für Pilze und Flechten entzogen. Viele Hölzer haben dafür selbst Lösungen gefunden. Heimische Eiche ist besonders hart, Douglasie oder Bangkirai haben Inhaltsstoffe wie Terpene und Mykotoxine die für Pilze unverdaulich sind und Insektenfraß verhindern. Darüberhinaus hilft uns Energie. Zum einen wirkt die Sonne mit ihrem UV Licht auf das Holz und verursacht eine Vergrauung. Dabei werden Farbstoffe und Lignin zersetzt und es entstehen Schwefel- und Wasserstoffperoxidverbindungen die wiederum Bakterien und Pilze abschrecken. Zum anderen erzeugt das Abflammen von Hölzern einen wirksamen Witterungsschutz. Die ummantelnde Kohleschicht ist unattraktiv für Zersetzer und bietet keine Nährstoffe, ist aber widerum stark saugfähig weshalb ich dieses Verfahren nicht ohne eine Nachbehandlung empfehlen kann.
Am wichtigsten bleibt also der Schutz vor Feuchtigkeit bzw. die Möglichkeit der schnellen Rücktrocknung.
Konstruktiver Holzschutz
Ich habe mich für unsere Baumbank für das Holz der Douglasie entschieden. Douglasie ist ein langsam wachsendes Nadelholz mit hohem Harzanteil und festerer Struktur als die der heimischen Nadelhölzer. Sicher ist sie der Lärche und dem Bangkirai unterlegen, aber letzten Endes entscheidet das Portemonaie mit. Meine Holzständer für die Bank haben keinen Kontakt zum Erdreich. Hier habe ich so genannte Opferscheiben untergelegt. Diese liegen selbst auf der feuchten Erde auf und werdensomit zwangsläufig in wenigen Jahren zersetzt und geopfert. Diese kann ich dann regelmäßig ausbessern und außerdem die Bank immer wieder neu in Waage bringen. Außerdem habe ich waagerechte Planflächen vermieden und diese mit einem Gefälle angelegt (mind. 3°) um einen erleichterten Wasserabfluss zu gewährleisten. Trotzdem wird es das eine oder andere Bohrloch oder Spalt geben wo sich das Wasser festsetzen wird und länger verweilt. Was das für Auswirkungen haben wird, weiß ich mit Sicherheit in ein paar Jahren. Mittlerweile ist die runde Baumbank aber bereits ein Jahr alt und hat den feuchten Herbst, den ebenfalls nasskalten Winter und den verregneten Frühling gut überstanden. Und das ohne eine Behandlung oder Versiegelung des Holzes.
Material und Kosten
Alle Materialien habe ich im hiesigen Baumarkt bekommen. Dort sind die Preise meist etwas höher, dafür bin ich flexibler beim Transport und unterstütze außerdem den lokalen Einzelhandel. Als Werkzeug kam eine Kreissäge, eine Kapp-Zug-und-Gährungssäge und ein Akkuschrauber zum Einsatz.
7x | gehobelte Balken mit 200 x 7 x 7 cm | ca 70€ |
12x | Dielen Douglasie | ca 60€ |
200x | Holzbauschrauben Torx 4x50mm | ca 20€ |
1x | Wasserdichter Holzleim | ca 10€ |
Drei der gehobelten Balken habe ich mit der Kreissäge halbiert um sie als Querstreben der Stützpfeiler zu verwenden. Von da an kam nur noch die Kappsäge zum Einsatz.
Ich hab mir einen Pfeiler als Stütze aufgebaut und diesen dann als Schablone für die Einstellung der Gährung benutzt und fünf weitere Pfeiler kreiert. Kompliziert wurde es dann mit dem Zuschneiden der Dielen für die Sitzfläche und die Rückenlehne. Hier habe ich alles um die Linde positioniert, den Innenradius gemessen, die ersten Dielen mit 30° Gährung zugesägt und angelegt. So habe ich mich Stück für Stück weitergehangelt bis die Bank fertig war. Verschnittstücke habe ich als Obferscheiben benutzt. Wer die Bank nachbauen möchte kann auch meine Bauanleitung als Video benutzen!
Viel Spaß beim Nachbauen…
Weiterführende Links
- Diente als Inspiration: Das Video des MDR
- Information über Lignin
- Die ältesten Holzbauwerke der Welt auf UNI Freiburg
- Information über Douglasie