Wir dachten, wir hätten aus dem „mal eben was erledigen“ – Trugschluss gelernt. Weit gefehlt…! Es leben die Parallelitäten…
Von Anfang an war uns klar, dass wir eine eigene Sauna bräuchten! Erstens ist dies die ultimative Entspannungsmöglichkeit auf dem Land, wo Entspannungsmöglichkeiten bekanntlich Mangelware sind, und zweitens erhofften wir uns damit weitere Berliner aus der Großstadt aufs Land hinaus locken zu können! Der erste Plan sah den Bau einer Fasssauna im Außenbereich vor. Vorne im Wäldchen sollte eine kleine Saunalandschaft und Wellness-Oase entstehen. Mit einem kleinen Holzofen, für den es in Deutschland nicht mal eine Zulassung gibt. Nun war, wie aus der Praxis reflektiert und mittlerweile essentiell, auch eine Kostenkalkulation Teil der Bauplanung. Und nachdem sich diese, konservativ geschätzt, Richtung Fünfstelligkeit bewegte, vertagten wir das Projekt auf Grund anderer Dringlichkeiten. Geld wächst schließlich nicht auf Bäumen. Kurz vor Weihnachten entdeckten wir dann in den lokalen Kleinanzeigen eine gebrauchte Finnensauna in makelosem Zustand. Also schlugen wir direkt zu und spannten unseren Gaul vor den Hänger. Und so kam eins zum anderen…
„Mal eben schnell die Sauna aufbauen“
Fehler Nummer 1: Die alte Sauna abgebaut und eingeladen und alles nur rudimentär dokumentiert. Man baut die Sauna ja sowieso gleich wieder auf. Sechs Wochen später stehen wir wie der Ochs vorm Berg vor den Saunamodulen, die mittlerweile mehrfach den Ort gewechselt haben und das Eine jetzt nicht mehr so ganz zum Anderen passen möchte (Ihr erinnert euch vielleicht an die Kistenweise Kistenreise von vor zwei Jahren – tja, history repeating oder so).
Doch was war zwischendurch passiert!?…
Das können wir uns schon merken wo welche Schraube und so hinkommt!
Jeder Bauherr ständig und immer
Zur Parallelität gezwungen
Wir machen gerne mehrere Fässer auf und arbeiten parallel. Der Grundgedanke dahinter ist, alles in einem Aufwasch abzuarbeiten. Und natürlich auch, alles was nicht so viel Spaß macht, ohne schlechtes Gewissen prokrastinieren zu können! Während wir also voll in der Badrenovierung stecken wollten, uns aber der Fachbetrieb für die Leitungsinstallation eine Absage erteilte und die abgebaute Sauna im Anhänger lagerte, dachten wir doch mal eben kurz den Saunaraum fertig zu machen, bevor die Klempner anrücken und die Leitungen legen. Im alten Waschraum war schon länger geplant, die Sanitäranlagen für unsere Zeltgäste unterzubringen und ein Klo, eine Dusche und einen Waschtisch einzubauen. Die Sauna passt da gerade noch so zwischen, sofern die alte Gartenwasserpumpe abgebaut und das Podest darunter vergrößert werden würde. Aber erstmal ging es wieder einmal los mit Entkernen, die Gartenpumpe zu demontieren, die alten Stromleitungen abzubauen und den alten Sicherungskasten abzuklemmen. Dafür warteten wir auf meinen Schwiegervater, der während der Weihnachtsfeiertage am Stromkasten stehen musste! Was sind wir nur für Rabenkinder…
Zum Ausufern verdammt
Kaum hatten wir die Wände grundiert, frisch gekalkt, das Podest fertig gegossen und nach einer dreiwöchigen Trocknungszeit gefliest, kam uns die flaxe Idee, doch den gesamten Boden zu fliesen. Schließlich bringt so ein roher Estrichboden keine Gemütlichkeit in den Raum und außerdem gibt es wie immer gerade wieder irgendwelche Fliesen im Angebot. Also Hänger ausgeräumt (ja da war die Sauna noch drin) und ab in den Baumarkt. Für 4€ den Quadratmeter gab es Bodenfliesen in 60×60 im Angebot. Also die letzten 12 Kartons gekauft und eingeladen. Gewichtsmäßig war es wohl etwas zu viel für den Hänger, weswegen wir die Hälfte der Fliesen in den Kofferaum packten. Kurz vor dem Ortseingangsschild wurden die Fliesen plötzlich 60€ teurer. Denn die letzte Bodenwelle kostete mich meinen Endschalldämpfer. Der Preis sollte sich ein weiteres Mal verfielfachen, als wir feststellten, dass unser Boden für Fliesen dieser Größe nicht plan genug sein sollte. Also wieder in den Baumarkt und über den Preis der Ausgleichsmasse geächzt: 25€ Pro Pack, 15 sollten wir nach Berechnung brauchen. Also ab über die Grenze nach Küstrin und für die Hälfte des Preises das Auto mit Ausgleichsmasse voll beladen. Diesmal blieb der Auspuff dran. Chapeau!
Während die Ausgleichsmasse trocknete, machten wir uns ans Abschleifen der Sauna, um diese dann endlich aufbauen zu können. Und obwohl wie vorher alles so toll ausgemessen und jeden Schritt geplant hatten, stellte sich ein neues Problem ein: Die Sauna passt zwar zur Raumhöhe, aber eben nur im aufgebauten Zustand! Während des Aufbaus brauchte man 10cm zusätzlichen Platz, um das Dach aufsetzen zu können. Also mussten wir die Füße der Sauna halbieren, um etwas an Platz zu gewinnen.
Zwischenzeitlich wurde links von der Sauna eine Trockenbauwand gezogen. Das machte mein Kumpel Martin. Der ist sowas von viel geschickter und erfahrener als wir. Diese wurde anschließend gefliest, um fortan als Duschwand zu dienen. Außerdem wurde rechts von der Sauna das Vorwandelement des WCs verkleidet und die Toilette angebracht.
Nun folgten so langsam die spaßigen Aufgaben: Lampen, Gardinenstangen und Waschtisch entwerfen und basteln! Da bin ich ganz in meinem Element, man gebe mir einen tollen Podcast auf die Ohren und ich fange an zu werkeln…
Das letzte Quäntchen bis zum Wasserfall
Bevor die Dusche gefliest werden kann, muss diese grundiert und abgedichtet werden. Die Kalkwände haben wir mit Wasserglas grundiert. Die Trockenbauwand mit Tiefengrund aus dem Baumarkt. Vorher haben wir in den Vorsprung noch eine Einbaulampe angebracht. Hier hat uns mein Schwiegervater verboten 230V hinzulegen, obwohl das Lampengehäuse für IP68 ausgelegt und somit sogar dauerhauft untergetaucht werden könnte (die erste Zahl der Schutzklasse gibt Auskunft über den Schutz vor Fremdkörpern wie Staub oder Berührung, die zweite über den Schutz vor Wasser). Als Alternative haben wir einen Trafo in den Sicherungskasten und eine 24V LED in das Lampengehäuse eingebaut. Sicher ist sicher. Dann kam die Flüssigabdichtung samt Dichtband und Rohrmanschetten zum Einsatz. Der Anstrich erfolgt hier in mehreren Schichten. Dann folgten Fliesenkleber und Fliesen und zum Abschluss der Fugenspachtel. Alles in allem einige Arbeitsschritte, die immer wieder zur Pause zwingen. Aber die Geduld hat sich bezahlt gemacht.
Auf Alt gemacht
Es gibt da so ein Phänomenon, wenn ein Mensch im gesamten Schaffensprozess seines Werkes involviert war und von Anfang bis Ende mitten drin steckte. Jeder einzelne Makel, jede kleine Unwucht, alles Unliebsame brennt sich ins Gedächnis und verhindert, im Abschluss die Schönheit des Ganzen zu erkennen! Wie sich wohl eine Künstlerin wie Élisabeth Vigée Le Brun gefühlt haben musste, als sie mit Dritten vor ihren Portraits stand und diese aus der Distanz nur Glanz und Perfektion erblickten, sie wiederum aber unter jedem fehlerhaften Pinselstrich und jeder Farbabweichung leiden musste. So ging es uns vermutlich beim Versuch, den alten Anstrich und das rohe Mauerwerk im Saunaland zu bewahren, um es gekonnt und gewollt als Restauration und Konservierung verstanden wissen zu wollen. Da hilft vermutlich nur die Zeit und das Vergessen…
Die alten Bakelit-Oberputzleitungen aus der DDR haben wir aufbereitet und erneut angebracht, die alten Holzdübel mit moderneren ersetzt, haben Kupferleitungen eingepflegt, moderne Schalter und Steckdosen und den alten Putz mit Wasserglas fixiert (dabei mussten wir feststellen, dass Wasserglas mit Gips ziemlich allergisch reagiert. Es fängt sofort an nach Ammoniak/Urin zu riechen und das Wasserglas blättert beim Trocknen auf). Wir haben alte Stalllampen aufbereitet und mit modernen LED-Edison-Glühbirnen bestückt. Die Saunawand wurden mit alten Ausstellungsstücken aus dem Biologieunterricht verziert und Stoffreste aus dem Second-Hand-Laden dienten als Vorhänge und Gardinen. Genug der Worte. Die Bilder sprechen für sich…