Vorbereitung und Planung, ein Punkteplan inklusive Materialliste und detailierte Agenda – das scheint unserer Erfahrung nach eine gute Reihenfolge zu sein! Let`s get it on!
Der letzte Raum unseres Hauses muss sich endlich einer vollumfänglichen Schönheitsoperation unterziehen. Wir sind weit gewandelt und haben Erfahrungen gesammelt! Treu dem Motto: „Das erste Haus baust du für deinen Feind, das zweite für einen Freund und das dritte für dich selbst“ haben wir uns an den anderen Räumen wie Esszimmer, Wohnzimmer, Gästewohnung und Küche warmgemacht. Das Bad ist für uns selbst und soll ein Ort der Entspannung und des Kräftetankens werden – ein Idyll in dem der Tag beginnt!
Vorüberlegungen
Bereits vor 21 Monaten haben wir eine erste Skizze des neuen Bads entworfen und diese im Verlauf regelmässig angepasst, verändert und erweitert. Gründe waren einerseits neue Erfahrungen und Erkenntnisse in unserer Funktion als Bauleitende, andererseits diverse Prioritätsverschiebungen und ein neu gelernter Pragmatismus (Pragmatismus ist vermutlich ein Mischwort zwischen Fatalismus und Praktikabelität oder so).
Termin- und Zeitplan
Das war unser Plan: ähnlich wie damals bei der Küche würden mein Vater und ich in der ersten Herbstferienwoche 2019 das gesamte Bad fertigstellen. LOL2000. Aber wir haben entkernt! Sowas von entkernt! In dem wir den Grundstein abgerissen haben, haben wir den Grundstein gelegt! Den Grundstein für ein SuperBad4000…
An zwei vollen Tagen wurde die Porzellanabteilung fragmentiert und aus unserem Blickfeld verdrängt – diesen Job übernahm mein Vater und schleppte gut zwei Tonnen Bauschutt in den alten Hühnerstall. Dort soll er verweilen und auf den nächsten Baucontainer warten.
Optimierungsfaktor auf Grund diverser Erfahrungswerte: Sammle niemals Bauschutt vor deiner eigenen Tür! Schaffe ihn soweit wie möglich weg! Aus den Augen aus dem Sinn! Sonst bittet er dich jeden Tag erneut zum Tanz und du ziehst Tag für Tag mit einem schlechten Gewissen an ihm vorbei und denkst du müsstest, denkst du würdest, meinst du könntest…
Neue Wände fugenlos
Seit Anbeginn unserer Zeitrechnung haben wir mit ökologischen Baustoffen und primär Lehm gebaut. Die Gründe dafür sind von Werten getragen: Wir wollen Fußabdrücke hinterlassen, in denen nachkommende Generationen sich wohl fühlen können! Wir wollen unsere Kinder und Kindeskinder nicht mit Sondermüll und Altlasten belasten! Biodegradable ist Trumpf!
Im Gästebad konnten wir bereits sehr positive Erfahrungen mit dem Baustoff LEHM machen. Er reguliert die Feuchtigkeit und sieht Schniecke aus – im Daily-Use treten allerdings auch ein paar Probleme auf: Der warme Wasserdampf vom Duschen dringt schnell in den Putz ein und erzeugt einen erdigen Geruch. Dadurch unterliegt der Putz wiederkehrend extremen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen, dehnt sich aus und zieht sich zusammen – anders als in den Wohnbereichen des Hauses. Spannungsrisse, Abplatzungen und Materialerweichung sind die Folge. Konsekutiv: Der Baustoff Lehm kommt im Sanitärbereich an seine Grenzen!
Wir haben einen Aufruf in der Instagram-Community gestartet und viele hilfreiche Tipps für ein fugenloses und ökologisches Badezimmer erhalten. Im Besonderen möchte ich hier einmal das Ladencafé Cortés aus Göttingen erwähnen, dass uns sehr detailiert Einblick in die eigene Badgestaltung mit Lehmputz und geeigneten Imprägnierungen gegeben hat! Schlussendlich fiel unsere Wahl dann aber doch auf eine übliche Verdächtige, in diesem Zusammenhang aber doch vollkommen neue Baustoffin: die Kalkglätte…
Geseifte Kalkglätte ist fast so alt wie die Welt
Kalk-Baby! Er ist von der Sache her mega offen für neue Bindungen! Vor allem mit Wasserdampf und so! Da wird durchdiffundiert und geschäkert! Dieser kleine Korallen-Schwamm-Filter-Schimmeltöter-Schneckenhausliebhaber – er-marmoriert-riechtgut-siehtgutaus-machtwas-her – is-stabil! Gemeinsam schaffen wir Räume – Nassräume! Mit einer guten Grundierung von Kalk-Zement-Putz, darüber Kalkglätte mit Korfu-Seife verpresst – so wie es die alten Römer taten – bekommen wir ein marmoriertes Mega-Spa. Hier wird Sumpfkalk mit Marmormehl und Leinöl und Wasser vermengt und dann in Fresco mit Olivenölseife und einer Venezianerkelle behandelt. Das zeigen wir dann aber lieber hinterher nochmal im Detail! Bis dahin ist noch 1 bisschen Weg…
Und unter dem Putz?
Als hätten wir es geahnt: auch hier streiten die Geister und jeder dieser weiß anscheinend alles besser: Kupfer vs. MSVR (Mehrschichtverbundrohr) – was läuft bei uns!? 50 Jahre Beständigkeit mit fünf Jahren Lebenserfahrung vorweisen ist schon mal ne Nummer. Klingt wie plausible Weltverschwörung. Cu schafft 30. Das ist bewiesen. Denn nach 30 gehen die Fittings, Lötstellen oder Verzweigungen nieder. Kapitulieren vor Kalk oder Verstopfung? Dann erfuhren wir das nur ein zertifizierter Fachbetrieb an die Trinkwasserleitung ran darf! Klingt plausibel. Wir haben sowieso vor den verschiedenen Konturen und Pressfittings kapituliert. Da bringt jeder Hersteller was eigenes an den Start. Wie so oft ist das gesamte System proprietär und nichts mit nichts untereinander kompatibel.
Und dann gibt es noch weitere wichtige Überlegungen: Welcher Rohrdurchmesser für Zu- und Ablauf und die Stiele, braucht es eine Zirkulationsleitung um Verkeimung zu verhindern? Und welche Zapfstellen werden eingebunden? Und überhaupt – wo sollen wir denn mit den Neuen Rohrleitungen beginnen und die alten angreifen? Zuerst überlegten wir uns selbst eine Presszange zu kaufen. Aber nach all den Unsicherheiten erstellten wir ein Strangschema und begaben uns auf die Suche nach einem Fachbetrieb. Und wir warteten und warteten, während unser entkerntes Bad sich zu langweilen begann…
Die Frage zum Schluss: Wer bitte baut freiwillig drei Häuser?