Wir sind junge und unerfahrende Bauherrinnen und -herren gewesen. Doch nach zwei Jahren der härtesten aller Schulen – dem eigenen Hofprojekt – haben wir einiges dazu gelernt!
Und wir haben uns täuschen, von verlockenden Angeboten blenden, von verkaufswütigen Baumarktmitarbeitern belabern und letzlich vielfach ausnutzen lassen. Das hat uns Zeit, Geld und Nerven gekostet!
Wenn wir eins gelernt haben, dann dass sich herausfordernde Bausituationen nicht unter den Teppich kehren lassen und sich stattdessen durch Aufschub später bitter rächen werden!
So etwas wie den Fußboden, auf dem jeden Tag gewandelt, geschritten, getanzt, geschwankt und gestampft wird, wo man mit seinen Dreckschuhen aus dem Stall den Sand, Staub, die Kacke und den Kies ins Haus trägt, so etwas wie den Fußboden, sollte man ernst nehmen und ernst aufbauen! Und hier sollte kein Auge zu gedrückt und kein Arbeitsschritt übergangen werden. Dazu ist die Sache zu wichtig!
Unsere Erfahrungen möchten wir daher mit euch teilen! Vielleicht können sie den ein oder anderen Fehltritt verhindern und euch eine Orientierungshilfe sein!
Raum 1 – Augen zu und untendurch
In den ersten Wochen nach unserem Hauskauf flaxten wir noch mit Freunden und Verwandten und sprachen vom baldigen Einzug, von den gut überschaubaren Renovierungsarbeiten und luden erste Gäste zum nahen Frühjahr in die Gästewohnung. Es brauchte etwas Zeit um nach den ersten Ernüchterungen wieder Kraft zu tanken und zu neuen Taten zu schreiten!
Am Anfang steht der Ochs vorm Berg und weiß nicht weiter und so Vieles ist zu tun und der Wald verschwindet vor lauter Bäumen (drollige Sprichworte können den Ernst der Situation nur schwerlich einfangen).
Und unsere Scheuklappen hielfen uns außerdem nur kurzweilig über die Unsicherheit hinweg!
Aus unserem Ansatz das Vorhandene zu Nutzen und Aufzubereiten, um uns einen ökologischen aber auch wirtschaftlichen Vorteil zu erbringen, folgte eine dezente Misere! Wir fuhren zum Baumarkt um Schleif- und Poliermaschine auszuleihen, das Ochsenblut im künftigen Schlafzimmer abzuziehen und die vorhandenen Dielen mit ökologischem Hartwachöl aufzubereiten. Doch leider scheiterte unser Vorhaben an dem intensivem Holzwurmbefall und dadurch verursachten Marodität des Untergrundes! Da aber bisher jede unserer Aktionen einen bösen Ratenschwanz nach sich zog und wir von der Verheißung, kurzfristig ein Zimmer wohnlich gestalten zu können, geblendet wurden, beschlossen wir eine Dampfsperre in Form einer Trittschallfolie einzusetzen und darüber Klickparkett im Wert von 150€ zu verlegen! So wurde das Schlafzimmer zum Provisorium Schlafzimmer, bot Raum für Kleiderschrank und Bett und einen Ort zum Staub-Befreitem Sein! Wohlwissend, dass die Dampfsperre die Feuchtigkeit unter dem Laminat in den alten Dielen hielt, den Taupunkt gekonnt in die alten Dielen verlagerte und diese damit unweigerlich in den nächsten 5 Jahren weiter vor sich hingammeln würden. Problem ist aufgeschoben und aufgehoben! Es wird uns wieder ereilen. Vermutlich wenn der Rest des Hauses seine Gestalt gefunden hat! Augen zu und durch – wir werden uns wieder begegnen!
Raum 2 – Weiter gedacht
Im Esszimmer waren wir mit einer ähnlichen Situation wie im Schlafzimmer konfrontiert. Jedoch war hier der Boden nicht teilunterkellert und die Dielung in sich noch weitaus belastbarer. Also entschieden wir uns kurzerhand für einen Dielenaufbau mit neuen Kieferdielen aus Karälien. Dieses russiche Gehölz wächst auf Grund der Witterung sehr langsam, bildet kurze Jahresringe und damit eine gesteigerte Festigkeit – gleichzeitig aber die schönen Sonnentöne einer Kiefer. Um die Vorteile der Hölzer zu bewahren, verzichteten wir von Anfang an auf Lacke oder Versiegelung und entschieden uns für Hartwachsöle. Die Vorteile bleiben eine Atmung, Eine Bewegung, etwas Lücke und Dynamik im Boden. Dann dringt aber auch ab und an die kälte des Erdreichs ein. Das lässt sich mit unsrerm Kamin ausgleichen! Die Alternative wäre wieder eine luft- und wasserdichte Dampfsperre gewesen, die aber gleichzeitig für eine Verlagerung des Taupunkts in die alten Dielen resultiert hätte. Und wenn der Taupunkt (Kondensationspunkt) im alten Holz liegt, dann wird dieses zwangsläufig feucht, fängt sich Schimmel und Schwämme, und verwittert umso schneller.
Raum 3 – Der Einfachheit erlegen
Unser Haus wies in den verschiedenen Räumen unterschiedliche Untergründe auf. Von den alten und zerfressenen und bereits benannten Dielen im Schlaf- und Esszimmer bis hin zum Esstrichguss in Wohnzimmer und Ferienwohnung über Terazzo und Fliesen in den Nass- und Küchenräumen – jeder Boden bringt Vor- und Nachteile und unterschiedliche Ansprüche an die Überarbeitung mit sich!
Den Estrichboden im Wohnzimmer aufzubereiten erschien uns am Einfachsten. Tatsächlich machten wir aber hier die meisten Fehler, weil wir den Untergrund schlichtweg unterschätzten! Wir gingen automatisch davon aus, dass ein in Beton gegossener Untergrund in Waage liegen und keine Unebenheiten aufwiesen würde. Dem war leider nicht so und nachdem wir im Wohnzimmer das gehobene Echtholzlaminat in Walnuss verlegt hatten (Kostenpunkt 30€/qm), müssen wir seitdem in die ein oder andere Unebenheit treten, wo das Laminat nachgiebt und die Brücken und Lücken zwischen den Hölzern für immer verstärkten Belastungen ausgesetzt sein werden!
Raum 4 – Meisterprüfung
Diesen Fehler konnten wir dann im zweiten Anlauf in der Ferienwohnung korrigieren und den Untergrund im Vorfeld mit Richtlatte auf Unebenheiten untersuchen und diese mit Niveliermasse ausgleichen! Dieser Arbeitsschritt ist sehr mühselig und zieht sich über mehrere Tage: Unebenheiten finden, markieren, grundieren, verspachteln, schleifen, nachspachteln, schleifen, saugen, wischen, Trittschall auslegen, Laminat aklimatisieren lassen, verlegen, setzen lassen, sich freuen, ups es ist Neujahr :-). Also alles getreu dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Doch wer im Vorfeld sorgfältig und genau arbeitet, spart sich viel Frust und mühselige Nacharbeit in den Folgeschritten der Bodenbelegung!
Das nonplusultra eines Fussboden weist folgende Eigenschaften auf: Er ist hart und belastbar, wasserunempfindlich und immun gegen Flecken und Verschmutzung. Man kann ihn sozusagen mit den Füßen treten, ohne das er es einem verübelt! Er ist immun gegen Schädlinge, isoliert gegen Kälte von unten, verzieht und ächzt nicht mit gruseligen Lauten und ja, er sieht wahnsinnig toll aus! Material der ersten Wahl: 60 Jahre lang getrocknete Landhausdielen aus Eiche! Eiche ist hart, nach dieser Zeit trocken genug um nicht mehr allzusehr zu verziehen und damit auch uninterresant für Holzwürmer! Einziger Nachteil und unser Ausschlusskriterum ist und bleibt der Preis! Ab 80€ pro Quadratmeter geht es los!
Das bedeutet im Endeffekt wieder wie immer auf dem Bau Kompromisse zu finden! Damit daraus kein fauler Kompromiss wird, müssen wir eine Annäherung an das Optimum versuchen…
Der Untergrund muss isoliert sein: Kälte und Feuchte soll bleiben wo sie ist. Doch wenn sie kommt, soll sie langsam verzerrt und zurückgedrängt werden. Schimmel und Staunässe ist uncool! Und Nagetiere und Schädlinge sollten keine Anreize finden, sich auszubreiten. Und keinen Unterschlupf haben!
Unsere Antwort_ Hanffiilz als Dampfbremse (Eine Dampfbremse ist diffusionsoffen – sie lässt Feuchtigkeit durch, verlangsamt sie aber. Sie kann einen Teil aufnehmen und dann langsam wieder in die Umwelt abgeben. Sie wird nicht ertränkt noch verliert sie ihre Wirkung bei Defekt.)